Gestern habe ich einen Abstecher gemacht – raus aus meiner gewohnten Blase, rein in eine Welt, die für viele längst Zuhause ist. Ich war auf der Love Hochzeitsmesse in Heidelberg, im kreativen Dezernat 16. Was mich bewegt hat, war die Energie dieser Messe, die so offen und herzlich ist und gleichzeitig zeigt, wie viel Liebe in all ihren Farben gefeiert werden kann. Und ja, ich wollte einfach dabei sein, mit eigenen Augen sehen, was diese Messe ausmacht.

Love Hochzeitsmesse in Heidelberg

Ein Raum, in dem alle Liebe zählt

Schon das Ambiente des Dezernat 16 war ideal für dieses Event: Ein Ort mit Industrie-Charme, voller kreativer Details. Mit rund 26 Ausstellenden war die Messe kleiner als andere Hochzeitsmessen, aber genau das machte sie besonders intim und persönlich. Hier geht es nicht um Hochzeiten, die dem Standard entsprechen, sondern darum, einen Raum zu schaffen, in dem Paare sich zeigen können, wie sie sind – ohne Rollenbilder, ohne Erwartungsdruck. Was zählt, ist nur die Liebe und die Möglichkeit, diesen großen Tag so zu gestalten, wie es sich für die Paare richtig anfühlt.

Die Messe präsentierte alles, was das Herz begehrt: von Hochzeitsfotograf, die besondere Momente in einzigartigen Bildern festhalten, über Maßschneider, die individuelle Anzüge und Kleider schaffen, bis hin zu Künstler, Juwelier und Make-up-Artists. Jeder Stand, jeder Dienstleister brachte seine Leidenschaft und Kreativität mit – und das spürte man. Ich war fasziniert davon, wie viel Herzblut und Überzeugung hinter jedem Detail steckt.

Und hat man sich diese Stände angesehen, waren sie vom Aufbau nicht von anderen Messen zu unterscheiden. Es war nur die feine Kleinigkeit, dass zum Beispiel eine Frau nicht schräg angeschaut wird, wenn sie einen Hochzeitsanzug sucht.

Zwischen Zuspruch und Ablehnung – Die Realität
hinter der Messe

Im Gespräch mit der Veranstalterin habe ich erfahren, dass das Event auf Begeisterung stößt, aber auch auf Ablehnung trifft. Ebenso alltägliche Gegebenheiten, die nicht nur aus der Ferne kommen. Es sind manchmal sogar Familienangehörige, die negative Kommentare äußern.

Auch in den sozialen Medien bleiben die Veranstalter
von unangebrachten Kommentaren nicht verschont. Die Veranstalterin erklärte, dass sie regelmäßig beleidigende oder respektlose Kommentare löschen müssen, um den Raum positiv zu halten. Für mich war das ein ernüchternder Moment – zu sehen, wie schwer es für manche Menschen ist, Akzeptanz zu zeigen. Doch gerade deswegen ist die Love Hochzeitsmesse doch wertvoll: Hier ist jeder willkommen, jeder kann seine Liebe zeigen, ohne dass Vorurteile oder Klischees im Weg stehen.

Ein Rundgang durch kreative Vielfalt

Jeder Stand war eine eigene kleine Welt – und jeder Dienstleister, jede Dienstleisterin war mit echter Leidenschaft dabei. Die Fotograf:innen, die hier ausstellten, hatten einen besonderen Blick für Authentizität. Sie fangen Momente ein, die weit über den klassischen Hochzeitsfotos hinausgehen und schaffen Erinnerungen, die echt sind und die Geschichte des Paares erzählen. Schneider:innen präsentierten Anzüge und Kleider, die nicht einfach „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ sind, sondern sich an die Persönlichkeiten der Menschen anpassen, die sie tragen. Auch die Juwelier:innen, die hier ihre Trauringe zeigten, boten Unikate an – Symbole der Liebe, so individuell wie die Paare selbst.

Für mich war es ein Highlight, durch diese Welt zu schlendern, die so voller Leben und echter Emotionen ist. Die Make-up-Artists und Künstler:innen, die hier ihre Arbeit zeigten, brachten einen Hauch von Glamour und Kreativität ein, der jede Hochzeit zum Strahlen bringt.

Und wer sich mal eine Pause gönnen wollte, konnte sich bei einem Kaffee in eine gemütliche Ecke zurückziehen und die Eindrücke sacken lassen. Diese liebevollen Details machen den Unterschied – und zeigen, wie wichtig es ist, eine Hochzeit so zu gestalten, dass sie die Identität und Geschichte der Paare widerspiegelt.

Liebe in ihrer ganzen Vielfalt

Ich habe an diesem Tag gelernt, dass es bei diesen Hochzeiten nicht nur um den äußeren Glanz geht, sondern darum, einen Tag zu gestalten, der das Paar in all seiner Vielfalt widerspiegelt. Und das macht diese Messe zu einem Ort, an dem Liebe ohne Grenzen und Konventionen gefeiert wird.

Gleichzeitig wurde auch auf Menschen mit Behinderungen geachtet. Es gab eine Behindertentoilette, einen behindertengerechten Eingang. „Gibt es bei uns doch auch.“, mögen manche sagen. Aber die Veranstalterin sprach darüber, dass es Fälle gab, in denen explizit gefragt wurde, ob der Veranstaltungsort behindertengerecht sei. Es wurde bejaht und dennoch mussten Menschen im Rollstuhl ein paar Stufen getragen werden.

Herausforderung für die Hochzeitsbranche

Tatsächlich fühlen sich manche Messeveranstalter von der Love Hochzeitsmesse irgendwie angegriffen, durch die Aussage „wo wirklich Alle willkommen sind“.

„Alle sind willkommen“, heißt es von anderen Seiten. Und doch zeigt die Realität, dass es hier nicht nur um Einladungspolitik geht, sondern um Sensibilität für die Feinheiten, die eben oft den Unterschied machen. Es gab einen Vorfall, bei dem eine Gruppe von drei Frauen und einem Mann zu einem Schneider kam. Als eine der Frauen sagte, sie sei die Braut, fragte der Schneider den Mann prompt: „Dann sind Sie der Bräutigam?“ In Wirklichkeit war eine der anderen Frauen die Verlobte. Für viele ein augenrollender Moment, für andere ein Zeichen, dass ein tieferes Verständnis fehlt.

Manche reagieren darauf mit „Ach, man muss es doch nicht übertreiben“, während andere – selbst wenn sie sich selten mit queeren Themen auseinandersetzen – verstehen, wie solche Situationen verletzen können. Vielleicht aus Empathie, vielleicht, weil sie selbst mal ausgegrenzt wurden und wissen, wie es sich anfühlt, missverstanden zu werden. Diese Messe ist ein Ort, an dem genau solche Situationen keinen Raum finden sollen.

Mehr als nur eine Messe – eine Bewegung für Akzeptanz
und Respekt

Die Love Hochzeitsmesse mag eine Ausstellung sein, sie ist aber auch eine Bewegung. Sie ist ein klares Zeichen dafür, dass jede Liebe es wert ist, gefeiert zu werden. Die Messe bringt Dienstleister
zusammen, die das verstehen und unterstützen, die keine „Fragen“ stellen, sondern einfach für ihre Kunden da sind. In einer Welt, in der Diskriminierung und Vorurteile leider noch allgegenwärtig sind, ist diese Messe ein sicherer Raum, ein Ort der Akzeptanz und des Respekts.

Obwohl ich mich in dieser Welt selten bewege, habe ich viel mitgenommen. Ich habe gesehen, wie bunt und vielfältig die Liebe sein kann und wie wichtig es ist, dass Paare sich frei ausdrücken können. Die Messe ist ein Statement: Hier geht es nicht nur um Hochzeitsplanung, sondern um die Freiheit, sich und die Liebe zu feiern – in jeder Form, ohne Schranken und ohne Einschränkungen.

Zum Abschluss: Ein Dank an alle, die Liebe leben

Die Love Hochzeitsmesse für Queer hat mir gezeigt, wie schön es ist, wenn Menschen zusammenkommen, die einfach Liebe leben. Diese Messe ist für die Paare, die hier ihre Hochzeit planen, aber auch für die Dienstleister:innen, die Tag für Tag dafür sorgen, dass Hochzeiten so besonders werden. Wenn du neugierig bist und selbst erleben möchtest, was Vielfalt wirklich bedeutet, findest du hier die Website der LOVE Hochzeitsmesse. Schaut auch mal auf Social Media vorbei: Love Hochzeitsmesse auf Instagram.

Für mich bleibt ein Gedanke hängen: Liebe braucht keine Kategorien, keine Rollen und schon gar keine Einschränkungen. Die Love Hochzeitsmesse zeigt uns, dass Liebe immer Liebe ist – in all ihrer Schönheit und Kraft. Und ich für mich war es mal wieder ein neuer Einblick in eine Welt, die mir sonst eher unbekannt ist.

Wie stehst du zu diesem Thema? Denkst du, sowas ist nicht notwendig? Interessiert es dich überhaupt? Oder sollte man da gemeinsam mehr in Kooperation gehen?